Ein Plädoyer für das Ambient Assisted Living (AAL) als Garant für ein selbstbestimmtes Leben im Alter

Wer wünscht sich bzw. seinen Angehörigen das nicht?! Ein möglichst langes, zufriedenes und selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden.

 

Heute ist dieser Wunsch durch den Einsatz nutzerspezifischer Mensch-Technik-Schnittstellen und (Sprach-) Assistenzfunktionen realistischer als je zuvor geworden. Die meisten von uns haben nicht nur von Smart Homes gehört, sondern nutzen und „sprechen“ alltäglich mit einzelnen Komponenten bzw. ganzheitlichen Systemen. Umso naheliegender ist es natürlich, diese Systeme in einer angepassten Form ebenfalls für ältere, chronisch kranke bzw. behinderte Menschen nutzenstiftend einzusetzen.

 

Das sogenannte Ambient Assisted Living, also das selbstbestimmte Leben im Alter mit alltagstauglichen Assistenzlösungen stellt den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt und schafft ein auf die Bedürfnisse jedes einzelnen maßgeschneidertes System, dass sowohl einen begleitenden als auch unterstützenden funktionalen Schirm im dem Alltag älterer, chronisch kranker und behinderter Menschen entfaltet. Das einzelne Individuum und seine Bedürfnisse sind hier die Bezugsgröße zur Maximierung der individuellen Nutzenfunktion.

 

Oder anders ausgedrückt:

Als Ergebnis sollte die Steigerung des Wohlbefindens jedes einzelnen Menschen stehen, was ebenfalls positive Effekte auf die gesamtgesellschaftliche Nutzen- bzw. Wohlfahrtsfunktion mit sich bringt.

 

Beispiele in der Anwendung solcher Systeme findet man sowohl in der Praxis als auch in einem wissenschaftlichen Diskurs, der seit der Einführung von „Smart Home Systemen“ an Fahrt aufgenommen hat. Praxisbeispiele im deutschsprachigen Raum, die bei den Anwendern (Betreuten) und Angehörigen auf grundsätzlich positive Resonanz stoßen, sind unter anderem

  • QuoVadis – Vernetztes Wohnen im Quartier mit Demenz

  • Cognitive Village – Vernetztes Dorf

  • HeLP – Health- & Living-Plattform

(Quelle: Digitale Lösungen für das Wohnen im Alter ‒ selbstbestimmt, gesund und sicher Bitkom, 2018)

 

Setzt man diese Entwicklung in den Kontext mit anderen verwandten Bereichen, hier ist unter anderem die Robotik, high Sensorik und Künstliche Intelligenz (KI) besonders hervorzuheben, so kann in nur kürzester Zeit mit einer Beschleunigung der Entwicklung „intelligenter AAL Systeme“ gerechnet werden, die in einem sich dann zu bildenden Ökosystem eingebettet werden sollten. Durch ein ständiges Lernen und der Nutzung von Rückkopplungseffekten innerhalb dieses Ökosystems können die einzelnen personalisierten „Untersysteme“ kontinuierlich angepasst und optimiert werden, was sowohl der im Zentrum stehenden (betreuten) Person als auch den weiteren Akteuren und Stakeholdern des Ökosystems zu gute kommen würde.

 

Nicht verschweigen möchte ich natürlich, dass mit dieser Entwicklung auch Gefahren verbunden sind, die hier offen angesprochen werden sollen. Unter anderem sind hierbei der persönliche Datenschutz (Schutz der Privatsphäre) und eine mögliche soziale Entfremdung zu nennen. Um diesen möglichen Tendenzen rechtzeitig entgegenzuwirken, bedarf es von vornherein klarer Regeln und Maßnahmen. Die so freundliche, hilfsbereite, verständnisvolle und beinahe allwissende Alexa sollte natürlich nicht die einzige Bezugsperson für den (betreuten) Menschen sein bzw. werden.

 

Weitere teilweise überspitzt definierte Gefahren, die mit einer „übermächtigen KI“ einhergehen, sind meines Erachtens zu diesem Zeitpunkt unbegründet. Man sollte sich immer vergegenwärtigen, dass es sich bei einem „intelligenten AAL“ immer nur um ein Assistenz- und unterstützendes System handelt und nicht um eine „dunkle Supermacht“, die den Menschen in seiner Entscheidungsfreiheit beschneidet und letztendlich in seiner Existenz bedroht. Dieser Sachverhalt ergibt sich übrigens schon per se aus der „intellektuellen Fähigkeit“ heutiger und zukünftiger KI's.

 

Lassen Sie mich das oben Gesagte kurz zusammenfassen:

Die positiven Effekte, die aus dem heutigen und zukünftigen Einsatz „intelligenter AAL Systeme“ ausstrahlen, sind sowohl für das Wohlbefinden des einzelnen Individuums als auch für die gesamtgesellschaftliche Wohlfahrt enorm. Umso wichtiger ist es, diese Entwicklung voranzutreiben und in geeignete Ökosysteme einzubetten. Selbstverständlich sollte auch ein offener Diskurs über die Gefahren geführt werden und den älteren Menschen die Angst vor unbegründeten Schreckensszenarien genommen werden. Gelingt uns dieses und lässt man den einzelnen Menschen an der Entwicklung teilhaben, so ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten, die letztendlich uns allen zu Gute kommen!